Kraftfutter

Kraftfutter ist allgemein ein Oberbegriff für Trockenfutter jeder Art: fertige Futtermischungen oder selbst zusammengestelltes. Wie schon unter Allgemeines aufgeführt, gibt es Gründe für, aber auch gegen eine Fütterung mit Kraftfutter. Bei einer ansonsten ausgewogenen Ernährung ist es nicht nötig, Kraftfutter zu geben.

Wenn Sie Kraftfutter füttern, sollten Sie das Gewicht Ihrer Meeri immer gut im Blick haben. Kraftfutter schmeckt den Meerschweinchen meist nur zu gut, es enthält aber mehr Kohlehydrate, als ihnen gut tut. Eine Übersicht über Kohlehydratanteile bei diversen Kraftfuttersorten finden Sie unter FutterinhaltsstoffeAllgemeines - Übersicht Futterinhaltstoffe.

Neben den Kohlehydraten ist beim Kraftfutter auch problematisch, dass die Schneidezähne gar nicht und die Backenzähne falsch abgenutzt werden. Wer also Kraftfutter füttert, muss in jedem Fall sicherstellen, dass die Meerschweinchen neben Heu genügend Nagematerial zur Verfügung haben - und dieses auch benutzen. Bei zuviel Kraftfutter sinkt der Heukonsum der Meerschweinchen mit fatalen Folgen für die Zähne im besonderen und die Gesundheit allgemein.

Sie können sich das Futter selbst zusammen stellen oder auf fertige Mischungen zurückgreifen.

Futterbestandteile Seitenanfang

Die Angaben auf den Fertigfuttermischungen wimmeln von Stoffen, bei denen man immer ganz glücklich ist, wenn wenigstens etwas bekanntes dabei ist. Daher ist ein Überblick über häufig vorkommende Hinweise:

Alleinfuttermittel
nach Meinung des Herstellers deckt dieses Futtermittel den vollständigen Nahrungsbedarf eines Meeri ab
Ergänzungsfuttermittel
Futter, das nur zusätzlich mit anderem Futter den Nahrungsbedarf eines Meeri abdeckt
Rohprotein
ist der Eiweißgehalt. Im Körper wird das Eiweiß zu Aminosäuren abgebaut, die wiederum zur Produktion körpereigenen Eiweißes dienen. Damit ist Rohprotein wichtig zur Erhaltung der Körpersubstanz, sprich aller Muskeln. Überschüssige Aminosäuren werden zur Energiegewinnung verbrannt oder zu Fetten umgebaut. Pflanzliches Eiweiß ist auch im Saftfutter enthalten. Pro Tier rechnet man 20% Rohproteine pro Tag.
Rohfett
ist der Fettgehalt. Fette bzw. Fettsäuren werden für fettlösliche Vitamine benötigt. Der Körper produziert selber Fett aus einem Überangebot an Kohlehydraten und Eiweiß. Pro Tier wird ein Bedarf von etwa 2% benötigt.
Rohfaser
gehört zu den Kohlehydraten, wobei diese überwiegend aus Cellulose besteht, die vom Körper nur zum Teil umgewandelt werden kann. Der Rest sind dann unverdauliche Ballaststoffe, die wichtig sind für die Darmperistaltik. Kohlehydrate sind Energielieferanten für Wärme und Kraft, und sind Hauptbestandteil aller Futterarten. Der Rohfasergehalt sollte etwa 15 - 18% betragen.
Rohasche
ist der Anteil an Mineralstoffen. Zur Ermittlung wird das Futtermittel erhitzt und alle organischen Bestandteile (Rohprotein, Rohfaser und Rohfett) verbrannt. Die Analyse der Rohasche ermöglicht dann Angaben zu den enthaltenen Mineralstoffen.
Mineralstoffe und Vitamine
braucht ein Meeri natürlich - wofür, können Sie unter InhaltsstoffeAllgemeines - Futterinhaltsstoffe ansehen.

Ein paar Infos zur Herstellung Seitenanfang

Auch die Herstellung von Futtermitteln unterliegt gesetzlichen Regelungen. So ist es nach § 17 Abs. 2 des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches verboten, Futtermittel so «herzustellen oder zu behandeln, dass sie ... geeignet sind, die tierische Gesundheit zu schädigen». Futtermittel unterliegen jedoch grundsätzlich keiner Zulassung und wenn man so die diversen Lebensmittelskandale bedenkt, sind Zweifel angebracht, ob Futtermittel für Meerschweinchen, die hier normalerweise nicht gegessen werden, tatsächlich umfassend kontrolliert werden.

Gesetzlich unkritisch sind Zugaben von Mineralien, Vitaminen, Geschmacks- und Bindemitteln oder Farbstoffen. Ohne den Zusatz von Farbstoffen würden die meisten Meerihalter wahrscheinlich die Produkte gar nicht kaufen, da die Herstellungsverfahren oft zu mehr grauen, graubraunen oder graugrünen Ergebnissen führen.

Pellets Seitenanfang

Pellets

Pellets

verschiedene Extrudate

Extrudate

Flocken

Maisflocken

Puffmais

Puffmais

Pellets bestehen aus einer Mischung von verschiedenen Grundstoffen, die mit hohem Druck und geringer Hitze durch eine Art Sieb gepresst wird. Die passende Länge wird abgeschnitten, gekühlt und getrocknet. Je niedriger übrigens bei der Herstellung die Temperatur ist, umso rauer ist die Oberfläche. Die schönen, glänzenden Pellets wurden einer Temperatur von ca. 90° ausgesetzt - bei solchen Temperaturen werden die meisten Vitamine schon zerstört.

Extrudate Seitenanfang

Auf Grund des Herstellungsverfahrens werden Extrudate gern in Mastbetrieben eingesetzt - manche Biohersteller untersagen bei der Herstellung von Müsli grundsätzlich dieses Herstellungsverfahren.
Die Grundstoffe werden unter starkem Druck erhitzt und ebenfalls durch Düsen gepresst. Durch den Temperatur- und Druckabfall schäumen die Stoffe auf, wodurch Strukturen gesprengt werden. Extrudate sind wegen der aufgeschlossenen Stärke leichter verdaulich, allerdings ist durch die Hitze ein Großteil an Mineralien und Vitaminen verloren gegangen. Alle bunten Kügelchen im Meerschweinchenfutter sind in der Regel Extrudate.

Flakes, Flocken Seitenanfang

Handelsüblich werden oft Mais-, Karotten- oder Erbsenflocken angeboten. Bei der Herstellung von Flakes werden die Grundstoffe erst gekocht und anschließend gewalzt. Wie bei den Extrudaten gehen Mineralien und Vitamine verloren. Da die Temperatur bei der Herstellung niedriger ist als bei Extrudaten und Pops, sind noch mehr Grundstrukturen vorhanden. Daher sind Flocken schwerer verdaulich als Extrudate.

Pops, gepopptes oder gepufftes Futter Seitenanfang

Ähnlich wie bei Extrudaten wird der Grundstoff unter hohem Druck erhitzt und durch schnellen Druck- und Temperaturabfall bläht sich der Grundstoff um das 10 - 20fache seines Volumens aus. Allerdings erfolgt kein vorheriges Pressen durch eine Düse, daher wird das Puffen vorwiegend bei Getreide eingesetzt. Auch beim Puffen gilt, dass das Endprodukt leicht verdaulich ist, jedoch Mineralien und Vitamine in noch größerem Umfang als bei Extrudaten, da die Temperaturen höher sind, verloren gehen.